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Wasser in der Textilindustrie – Transformationspotential

Viele Menschen sind sich der Qualität von sauberem und reinem Wasser bewusst. Dies macht sich zum Beispiel in der erhöhten Aufmerksamkeit mit Blick auf Trinkwasseraufbereitungsanlagen oder -geräte im Haushalt deutlich oder mit Blick auf die Verschmutzung der Weltmeere.

Doch welche Rolle spielt Wasser in der Textilindustrie? Auf den Punkt gebracht: eine sehr wichtige. Wasser ist eine bedeutende Ressource – auch in der Textilindustrie. Daraus erwächst die Verantwortung, die Qualität des Wassers zu erhalten.

Wasser ist eine lebenswichtige Ressource, ein unverzichtbares Elixier für uns Menschen und die Natur. Die lebendige Schönheit von Wasser kann etwa im nahegelegenen See oder Bach bestaunt werden, lässt sich in kleinen Wasserfällen zum Beispiel in den Bergen oder in gigantischer Größe anderenorts bewundern. Nicht zuletzt wird die Erde als „blauer Planet“ bezeichnet und die Faszination und Kraft, die von Wasser ausgeht, wurde vielfach dokumentiert. Wasser hat nicht zuletzt die Eigenschaft, sich an die Umgebung anzugleichen und deren Informationen aufzunehmen.

Zum Start eine Grafik zur groben Einordnung:

Umweltbelastung durch Textilien
Umweltbelastung durch Textilien, Quelle: europarl.eu

 

Fakt ist, dass die Textilindustrie nicht nur große Mengen an Wasser verbraucht, sie trägt auch zur Verschmutzung dessen bei.

Für beinahe jeden Produktionsschritt, der für die Herstellung von einem Textil notwendig ist, wird Wasser in unterschiedlichen Mengen benötigt. Beispiele sind das Färben, Nassspinnen, Bleichen oder die Nassveredelung von Textilien.

Die Vergiftung und Verschmutzung von Wasser in der Textilproduktion rührt daher, dass bei der Produktion zum Beispiel in Billiglohnländern giftige Chemikalien eingesetzt werden können, die aufgrund fehlender Umweltstandards, Kontrollen oder zu hoher Kosten des Betriebs einer Kläranlage häufig ungefiltert und unbehandelt in die lokalen Gewässer sowie das Grundwasser gelangen und somit das lebenswichtige Elixier für Mensch und Natur verunreinigen.

Durch die Nahrung, über die Luft oder das Trinkwasser erreichen die toxischen Substanzen den Menschen und beeinflussen auch die Gesundheit anderer Lebewesen sowie die der Natur erheblich. Beispiele sind etwa Schwermetalle, die in Farbstoffen enthalten sind und für das Färben von Textilien verwendet werden können.

„Durch die Färbung und Veredelung von Textilien im Rahmen ihrer Herstellung werden schätzungsweise rund 20 Prozent der weltweiten Wasserverschmutzung verursacht.“ (Quelle: Europäisches Parlament)

Ein großer Teil der Textilien wird im Ausland produziert und berücksichtigt werden muss, dass alles zusammenhängt und auf diese Weise giftige Stoffe durch die Flüsse auch in die Ozeane gelangen. Das Problem des kontaminierten Wassers betrifft nicht nur die Produktionsstandorte, sondern bedingt durch den zirkulären Wasserkreislauf sowie die Atmosphäre kann dies auch bei den Konsumenten angelangen.

Chemikalien, die in der Europäischen Union gemäß verbindlicher Mindeststandards verboten sind, da sie sich gesundheitsgefährdend auf die Umwelt und die Menschen auswirken, können außerhalb der EU angewendet werden und kommen später durch das Kleidungsstück in Kontakt mit der Haut. Große Teile der Produktion von Kleidung im Sinne der Fast Fashion Industrie findet in Ländern statt, in denen der Zugang zu sauberem Trinkwasser nicht für alle Bevölkerungsschichten selbstverständlich sein muss – beziehungsweise Wassermangel kein seltenes Phänomen ist.

Globale, verbindliche Standards für die Textilindustrie, die zu einer Verbesserung der gegenwärtigen Situation beitragen, fehlen an dieser Stelle – genauso wie die Selbstverantwortung globaler Konzerne sowie die Aufmerksamkeit der Verbraucher.

Beispiel: Wasserverbrauch im Baumwollanbau

Der Wasserverbrauch beziehungsweise die Verschmutzung betrifft nicht nur die Produktion eines Textils, dies beginnt bereits während des Anbaus der Rohstoffe. Baumwolle ist zum Beispiel vielfach verschrien als Rohstoff, dessen Anbau viel Wasser verbraucht. Das stimmt und trifft vor allem auf den Anbau von konventioneller Baumwolle zu – mit Blick auf die Verwendung von Wasser durch künstliche Bewässerung. Da die Baumwollpflanzen sehr viel Wasser benötigen, wird im konventionellen Anbau hauptsächlich auf künstliche Bewässerung zurückgegriffen. Für die Herstellung von einem konventionellen Baumwoll-T-Shirts werden circa 2.700 Liter Wasser benötigt.

Die genaue Wassermenge variiert nicht zuletzt durch regionale Gegebenheiten oder die Pflanzensorte. Angebaut wird Baumwolle in trockenen Gebieten. Große Wasserentnahmen für landwirtschaftliche Zwecke in Regionen, die unter Umständen von Wasserknappheit geprägt sind, kann sich negativ für Mensch und Natur auswirken. Um die Pflanzen während des Wachstums vor Schädlingen zu schützen, wird im konventionellen Baumwollanbau Chemie eingesetzt. Die verwendeten Pflanzenschutz- und Düngemittel gelangen von den Feldern nicht nur in die Luft, sondern auch in den Boden und damit in das Grundwasser und tragen auf diese Weise zu dessen Verunreinigung bei.

Doch wie ist es bei Biobaumwolle? Zusammengefasst dürfen bei dem kontrolliert biologischen Anbau von Biobaumwolle keine synthetischen Pestizide und Düngemittel beziehungsweise gentechnisch veränderte Pflanzen eingesetzt werden. Dadurch gelangen keine Chemikalien über den Boden in das Grundwasser. Gedüngt wird im Bioanbau zum Beispiel mit Kompost oder tierischem Dünger. Auf diese Weise wird die Biodiversität erhalten und eine lebendige Bodenkultur gefördert. Zusätzlich behält der Boden die Eigenschaft, das (Niederschlags-)Wasser gut aufnehmen zu können und muss infolgedessen weniger bewässert werden.

„Die höhere Anteil an organischer Substanz im Boden dieser Systeme führen zu einer “Schwammigkeit” der Böden, die den Druck auf die Wasserressourcen verringern, da sie mehr Wasser speichern als konventionell bewirtschaftete Böden (nützlich bei Überschwemmungen) und über längere Zeiträume (Verringerung des Risikos von Ernteschäden durch Trockenheit).“ (Quelle: Organic Cotton Market Report 2021, Textile Exchange)

Für den Anbau von Biobaumwolle wird weniger Wasser verwendet. Ein Grund ist, dass die Zeit des Anbaus im Rhythmus der Regenzeit verläuft. Dies bedeutet, dass die Pflanzen zu Beginn etwas mehr Wasser brauchen und anschließend weniger. Eine künstliche Bewässerung oder die Verwendung von Frischwasser widerspricht den ökologischen Kriterien. Zum anderen wird im Bioanbau darauf geachtet, effizient mit Wasser umzugehen, was sich zum Beispiel in einer Tröpfchen- oder Furchenbewässerung zeigt. Details sind im Interview mit Lebenskleidung, einem Stoffgroßhändler für Bio-Stoffe in Berlin nachzulesen oder in dem Blogbeitrag zu den Vorteilen von GOTS-zertifizierte Biobaumwolle zu finden.

Verantwortung der Verbraucher: Mikroplastik

Ein Bereich, der nicht direkt die Produktion von Kleidungsstücken anspricht, sondern vielmehr eine Kaufentscheidung der Konsumenten ist, ist der des Mikroplastiks. Textilien gelangen insbesondere während des Waschgangs in Kontakt mit Wasser und Kleidung aus künstlichen Fasern wie zum Beispiel Polyester kann sich negativ beeinflussend auswirken. In dem Blogbeitrag zum Thema des recycelten Polyesters (siehe Artikel: Recyceltes Polyester: Scheinlösung) haben wir die Schwachstellen synthetischer Fasern und deren Auswirkung auf die Umwelt dargelegt.

„Durch das Waschen von synthetischen Textilien gelangen jährlich schätzungsweise 0,5 Millionen Tonnen Mikrofasern in den Ozean. Das Waschen synthetischer Kleidung verursacht 35 Prozent aller in die Umwelt freigesetzten primären Mikrokunststoffe. Mit einer einzigen Waschladung von Kleidung aus Polyester können 700.000 Mikrokunststofffasern freigesetzt werden und in unsere Nahrungskette gelangen.“ (Quelle: Europäisches Parlament)

Wahre Wertschätzung durch faire Preise

Der wahre Preis eines Kleidungsstückes wird vielfach für die Verbraucher nicht transparent. Ein Textil für ein paar wenige Euros im Sinne der Fast Fashion Industrie kann nicht den Preis abdecken, der für Mensch und Natur durch die Herstellung des Kleidungsstückes entstanden ist. Ganz nach dem Motto: maximaler Gewinn für einige Wenige – zu welchen gesundheitlichen oder ökologischen Folgen Vieler ist Nebensache.

Es sind nicht nur die Kosten, die bei der Herstellung von einem Kleidungsstück entstehen, es geht um die Frage „zu welchem Preis“ etwas geschieht, welche Konsequenzen hat eine Herstellung von einem Kleidungsstück unter Bedingungen, die sich nur nach dem absoluten Minimum richten (Siehe Artikel: Faire Mode statt Fast Fashion!). Was ist der wahre Preis für ein Textil, der fair und angemessen jeden einzelnen Schritt entlang der gesamten Wertschöpfungskette würdigt? Letztlich ist es die freie Entscheidung der Konsumenten, die eine soziale und ökologische Transformation in der Modeindustrie fördert und Strukturen gesunden lässt.

„Wasserkriterien“ für GOTS-zertifizierte Betriebe

Teil der strengen sozialen und ökologischen Vorgaben und Richtlinien zum Beispiel für den Einsatz von Chemikalien des GOTS (Global Organic Textile Standard) ist die Überwachung des Wasser- und Energieverbrauches. Denn „Die Reduzierung von CO2-Emmissionen und die Überwachung des Wasser- und Energieverbrauches ist ein wesentliches Ziel für eine wirklich nachhaltige Textilindustrie.“ (GOTS)

„Chemische Zusätze, wie etwa Farbstoffe, Hilfsmittel und Prozesschemikalien, dürfen nur dann verwendet werden, wenn sie die Grundanforderungen bezüglich Toxizität und biologischer Abbaubarkeit erfüllen. Azofarbstoffe, die karzinogene Aminverbindungen freisetzen, sind verboten.“ (Beispiele der Umweltkriterien des GOTS).

Zudem ist für GOTS-zertifizierte Betriebe der Bekleidungsindustrie Vorschrift, dass diese „über ein eigenes Umweltschutzprogramm mit Zielvorgaben und -verfahren verfügen, um Abfälle und Abwässer zu minimieren.“ Gleichzeitig muss sichergestellt werden, dass „Nassveredlungsbetriebe vollständige Protokolle über die eingesetzten Chemikalien, den Energie- und Wasserverbrauch sowie die Abwasseraufbereitung einschließlich der Klärschlammentsorgung führen. Das Abwasser aller Nassveredlungsbetriebe muss in einer zweckdienlichen Abwasserkläranlage aufbereitet werden.“

YOGANA.world setzt konsequent auf GOTS-zertifizierte Stoffe

YOGANA.world konzentriert sein Bewusstsein auf die Gestaltung von verantwortungsbewusster Loungewear und Yogakleidung, die durch die GOTS-zertifizierten Materialien von höchster Qualität sind. Produziert wird am Starnberger See, in Deutschland und die verwendeten Stoffe werden von dem Kooperationspartner Lebenskleidung aus Berlin bezogen. So wenig CO2-Ausstoß wie möglich, so viel Mode zum Wohlfühlen wie nötig. Transparenz, Authentizität und ein verantwortungsvoller Umgang mit Mensch und Natur ist uns sehr wichtig. Mehr dazu lest ihr in unserem Artikel “Die Vorteile GOTS-zertifizierter Baumwolle”.

Wissenswerte Information:

Anna Kellner ist Inhaberin von YOGANA.world. Seit 1995 führt sie ihr Design-Atelier in Ambach am Starnberger See. Studiert hat sie an der Deutschen Meisterschule für Mode in München. Wichtig ist es ihr einerseits, die Individualität ihrer Kunden zu erkennen, und andererseits mit BIO-zertifizierten Stoffen ein neues Lebensgefühl mit hochwertiger, exklusiver BIO Kleidung zu schaffen.

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